top of page

The end

Es ist nun doch schon über eine Woche her, dass ich nach Hause gekommen bin und die Motivation diesen Eintrag zu schreiben wollte einfach nicht kommen. Doch jetzt ist es so weit und ich schreibe, immer noch etwas krank, wie alles ein Ende nahm. 

 

Stevie und ich wollten mit einer Mitfahrgelegenheit nach London fahren und hatten alles schon gebucht, als sie mich am Morgen anrief und gestresst berichtete, dass sie es wohl nicht rechtzeitig schaffen würde. Sie hatte sich ein Auto angesehen, was viel länger dauerte als geplant. Also brachte Safia nur mich zur Abholstelle und Stevie meinte, sie würde probieren nach London zu kommen. Als der Fahrer dann ankam, machten Safia und ich große Augen. Es war ein richtig komischer Typ, in einem alten Auto, mit sehr starkem Londoner Akzent. Safia war zu Beginn nicht sicher, ob ich mitfahren solle, doch ich versicherte ihr, dass ich ihr schreibe, wenn ich ankommen. Es war zum Glück noch ein anderes Mädchen im Auto. Als stieg ich ein und wir fuhren zirka vier Stunden nach London. Der Typ war im Endeffekt eigentlich nicht schlimm. Er hat viel geredet und uns immer wieder Buchtipps geben. Am meisten aber hat er von seiner Tochter erzählt, die sein ganzer Stolz ist. Am Ende unterhielten wir uns viel über Politik und die momentane Lage, dann brachte er mich zu einer passenden U-Bahnstation, gab mir Infos zu den Stationen und wir verabschiedeten uns. Man kann sich ja wirklich in den Menschen täuschen.

 

Ich fuhr also Richtung Hydepark, wo unser Hostel war und machte mir schon komplette Pläne, wie ich denn die nächsten Tage alleine in London verbringen würde. Stevie war ziemlich fertig mit den Nerven, da sie keine passende Verbindung fand. Ich musste wegen der Sperrung eine Stunde zu Fuß gehen, was sich ziemlich schnell als tolles Erlebnis entpuppte. Wir wurden von der U-Bahnstation heraus durch den ganzen Hydepark geleitet. Ich ging an dem Blumenozean vorbei, sah alle Vorbereitungen und hörte die Klaviermusik, die aus den Lautsprechern tönte. Die Lieder wurden von der Queen selbst ausgesucht. Dann endlich kam die Nachricht von Stevie in der stand, dass sie endlich einen Bus gefunden hat. Ich war also doch nicht alleine in London. Die ganze Prozedur war etwas stressig, da ich fast keinen Akku mehr hatte, Google Maps aber meine einzige Lösung war. Der Akku reichte zum Glück bis zum Hostel. Gleich beim Einchecken fragte mich das Mädchen an der Rezeption, ob ich wegen des Begräbnisses da wäre. Sie fragte rein aus Interesse, da fast jeder im Hostel aus diesem Grund hier war. Dann endlich kam ich ins Zimmer, welches ich mit elf anderen Leuten teilte. Zum Glück waren alle leise und freundlich. Als Stevie dann ankam, holten wir uns noch was zu essen und gingen gleich danach schlafen. Es wartete ja ein aufregender Tag aus uns. 

 

Am Morgen des 19. Septembers trafen wir uns im Speisesaal, wir waren leider in unterschiedlichen Zimmern, und machten uns schrecklichen Löskaffee. Ich trank aber nur zwei Schlucke, bevor ich beschloss, ihn in den Abfluss zu kippen. Im Hydepark holte ich mir dann einen richtigen Kaffee, der dann noch viel besser schmeckte. Wir waren früh dran und konnten den Park hinunterspazieren. Zufällig kamen wir zu dem Platz, an dem der Livestream des Begräbnisses stattfinden würde und wir beschlossen dort zu bleiben. Es war ein riesiges Feld mit vier oder fünf riesigen Leinwänden auf jeder Seite. Daneben große Boxen – es sah aus wie auf einem Konzert. Die meisten Menschen kamen vorbereitet, mit Picknick-Stühlen und Snacks. Wir saßen nur am Boden und sippten Kaffee vom Frühstücksstand. 

Es war unglaublich, wie gut dieses Geschehnis geplant war. Es waren tausende Securitys an absolut jedem Platz, die Straßen wurden komplett abgesperrt und umgeleitet und der Hydepark war ausgestattet mit Trinkstellen, Dixiklos und Imbissstellen. Jeder wusste genau, was zu tun war und jede einzelne Sekunde wirkte durchdacht. 

Um elf Uhr Ortszeit begann dann das Begräbnis. Es dauerte bis vier Uhr am Nachmittag und wir blieben die ganze Zeit beim Livestream. Eine Stunde lang, wurde minütlich ein Kanonenschuss abgefeuert, den man über ganz London hinweg hören konnte. Besonders emotional waren die zwei Schweigeminuten, die ganz England einhielt. Ich fand es jedoch ziemlich fragwürdig, dass jeder zweite sein Handy rausholen musste und währenddessen mitfilmte. Es war einfach falsch. Als das Begräbnis zu Ende war, marschierten wir Richtung Innenstadt. Es war etwas schwierig, da immer noch die halbe Stadt gesperrt wurde, doch wir kämpften und durch und gingen im Anschluss die Oxford Street entlang. Die Straße war komplett ruhig. Alle Geschäfte waren geschlossen und hatten oft auch die Schaufenster mit schwarzer Folie abgeklebt. Die kompletten Anzeigetafeln blieben schwarz oder zeigten Bilder von der Queen. Es war ein schöner Tag und die Stadt ehrte sie wirklich sehr. 

Am nächsten Tag ging es leider auch schon wieder nach Wincanton. Es war angenehm, mal aus dem kleinen Ort rauszukommen.

 

Die letzte Woche, in der wir in Wincanton waren, war dann nicht mehr so schön. Die Leute wurden unruhig, es gab viel Streit und jeder war einfach nur schlecht gelaunt. Der Grund für die miese Stimmung war, dass auf einmal neun Menschen im Haus lebten und ein paar Leute unzufrieden mit der neuen Zimmeraufteilung waren. Stevie und ich hatten dann wenig Lust unsere restliche Zeit im Haus zu verbringen und sind jeden Tag nach dem Workshop direkt in den Park gegangen. Dort sind wir in der Sonne gelegen und haben über alles Mögliche geredet. Es war tausendmal besser als im Haus zu sein. An unserem letzten Tag im Haus waren wir zum Kochen eingeteilt. Wir machten Pancakes und Kaiserschmarrn und haben währenddessen Shots getrunken. Der Abend wurde dann ziemlich lustig. 

 

Am nächsten Tag ging es dann für mich zum Flughafen. Ich bin noch mit in den Workshop, habe mich von allen verabschiedet und machte mich dann auf den Weg zum Bus. Zwei Züge und einen Shuttlebus später, kam ich dann auch schon am Flughafen an. Mein Flug ging erst am nächsten Morgen, also musste ich 14 Stunden totschlagen. Der Wartebereich eignete sich ziemlich gut zum Schlafen, also schlief ich bin zwei Uhr morgens dort, mit ein paar anderen Fluggästen. Um zwei öffnete die Security und ich konnte hinein. Zwei Stunden später, um vier gabs dann Frühstück und um acht ging mein Flug nach Wien. 

Und jetzt? Jetzt bin ich daheim, genieße die Ruhe und erzähle irrsinnig gerne von der Zeit in Wincanton. Denn es war ein extrem tolles Erlebnis :)

WhatsApp Image 2022-10-04 at 12.42.16 (1).jpeg
WhatsApp Image 2022-10-04 at 12.42.15 (1).jpeg
bottom of page