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Neubeginn

Heute ist Tag 11 und heute ist der Tag, an dem ich mich mit dem Haus angefreundet habe. Ich wasche meine Gläser nicht mehr ab, bevor ich sie benutze, sie sind ja sauber. Ich ziehe Sachen aus dem „Community Closet“ ohne Bedenken an, wenn ich was zum Anziehen brauche. Ich dusche mich einfach kalt ab, wenn das Wasser nicht warm wird und ich ignoriere die Spinnen außerhalb des Hauses einfach. Es sind nicht die Menschen, die ich meine, es ist ganz allein das Haus, an dem ich immer mehr Gefallen finde. Wir sind für diesen einen Tag zu viert und waren am Abendessen, als Jade uns vom „Winky Wankers“- Buch erzählte. Es ist ein Block, in dem alles Mögliche übers Haus und über seine Bewohner drinnen steht. Beim Durchblättern fiel es mir dann auf. Es ist nicht einfach nur ein Haus, nein, es war das Zuhause (wenn auch nur für kurze Zeit) von über 300 verschiedenen Menschen, die alle ihre eigene Geschichte mit herbrachten. Sie alle haben dazu beigetragen, dass das Haus das ist, was es jetzt ist. 300 Menschen aus den verschiedensten Ecken der Erde, die alle eine eigene Version dieses Hauses kennen, da es sich ständig verändert. Die Möbel wandern, genauso wie das Geschirr und die Zeichnungen, die hier überall hängen. Alles hier wurde von Leuten gemacht, die einst hier lebten. Wir alle haben uns auf der gleichen Website ein Profil erstellt, die gleiche Arbeit gesucht und das gleiche Ziel gefunden. Wincanton. 

Wir alle haben im gleichen Workshop gearbeitet und sind die gleichen Straßen auf und ab gegangen. Wir alle waren hier und haben Spuren hinterlassen, die einen weniger, die anderen mehr. Überall findet man Zeichnungen, Collagen und eine unangenehm hohe Anzahl an Bildern von Robert Pattinson. 

In der Küche hängt ein großes Whiteboard und dahinter ist der Beginn einer Schnitzeljagd, die irgendeine Gruppe mal für uns zukünftige Bewohner gemacht hat. Natürlich haben wir gleich damit begonnen, doch leider funktioniert sie nicht mehr ganz, da einige Hinweise entfernt wurden. Wir haben uns jedoch das Ziel gesetzt, diese in den nächsten paar Tagen zu ergänzen. 

Im Buch waren auch ganz viele verschiedene Listen zu finden, in denen man alles Mögliche aufgeschrieben hat. Listen, mit Orten, die man hier besuchen kann. Listen mit Dingen, die Leute hier gemacht haben und anderen empfehlen zu machen. Geschichten, die im Haus passiert sind. Zu gern würde ich diese Menschen kennenlernen, die das alles geschrieben haben. 

Wir haben auch einen Instagramaccount mit Passwort gefunden, in dem sich alle Bewohner einloggen können und über ihre Zeit hier posten können. Zu klug waren unsere Vorgänger!

Ich glaube, dass man zu Beginn nicht ganz realisiert, welche Möglichkeiten dieses Haus bieten, da man es gewohnt ist, bestimmten Regeln zu folgen. Doch hier? Ein Haus, in dem man tun und lassen kann, was man möchte. Es ist fast schon schwierig, da es zu viel Freiheiten gibt.  

Über 300 Leute – für mich unvorstellbar.

Und genau das macht das Haus aus. Die Leute kommen und gehen und lassen nichts übrig als ein paar Zeichnungen, Namen und Daten. Man hat keine Ahnung, wer schon alles hier war und wer noch kommen wird. Das einzige, was man tun kann, ist Hinweise für die zukünftigen Bewohner zu hinterlassen.

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